Weiterhin scheint ein auf permanente ökonomische Expansion
getrimmtes System kein Garant für Stabilität und soziale Sicherheit zu
sein. Darauf deuten nicht nur die Folgen der Digitalisierung (Industrie
4.0) und das Bröckeln der EU hin, sondern auch die Verknappung jener
Ressourcen, auf deren unbegrenzter und kostengünstiger Verfügbarkeit
das industrielle Wohlstandsmodell bislang basierte. Zudem nährt die
sog. „Glücksforschung“ den Befund, dass Steigerungen des monetären
Einkommens ab einem gewissen Niveau keine weitere Zunahme des subjektiv
empfundenen Wohlbefindens hervorruft. Folglich ist es an der Zeit, die
Bedingungen und Möglichkeiten einer Postwachstumsökonomie auszuloten.
Letztere ist das Resultat eines prägnanten Rückbaus arbeitsteiliger,
geldbasierter und globalisierter Versorgungsmuster. Stattdessen werden
Suffizienz und urbane Subsistenz als Ergänzung eines merklich
reduzierten und zugleich umstrukturierten Industriesystems bedeutsam
sein. Aus Konsumenten werden souveräne Prosumenten, die mittels
reaktivierter Subsistenzressourcen (z.B. Handwerk) zur
gemeinschaftlichen Versorgung beitragen. Zudem ist die
Postwachstumsökonomie durch Sesshaftigkeit gekennzeichnet, also durch
Glück ohne Kerosin.
Prof. Dr. Niko Paech ist einer der
prominentesten Vertreter der Postwachstumsökonomie. 2008 bis 2016 am
Lehrstuhl Produktion und Umwelt an der Carl von Ossietzky Universität
Oldenburg, lehrt und forscht er seit 2016 an der Universität Siegen. Er
ist u. a. Autor des Buchs “Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die
Postwachstumsökonomie” (2012).
Moderation: Dr. Ulrich Bausch