Mai 2020

Versendet am:
15.05.2020
Betreff:
Was Corona mit Xäls zu tun hat
🍀 Xäls-Newsletter Mai 2020: Was Corona mit Xäls zu tun hat
Liebe Genossinnen und Genossen,

Seit Wochen hat uns Corona im Griff. Es verändert unser Zusammenleben und Arbeiten, betrifft auch die Arbeit von Xäls und seinen Partnerbetrieben. Viele hoffen auf ein baldiges Ende der strengen Maßnahmen und sehnen sich danach, endlich wieder „normal“ zu leben. Um dann alles mögliche nachzuholen, was wir jetzt aufschieben müssen, worauf wir verzichten müssen.
Das ist verständlich. Aber es ist anzunehmen – und ich hoffe es! – dass nach der Pandemie vieles nicht mehr so sein wird wie vorher. Ich hoffe, dass wir in einigen wichtigen Aspekten eben nicht in die alten Maximen und Gewohnheiten zurückfallen.
Wir sehen nun, wie „alles mit allem verbunden“ ist. Daraus gilt es zu lernen, auch für uns bei Xäls. Zugleich bestätigt die Corona-Krise in vielerlei Hinsicht den Ansatz der Xäls-Genossenschaft und ermutigt uns auf unserem Weg.

Elf persönliche Gedanken von Markus Weingardt.
 
Was Corona mit Xäls zu tun hat
 

1.     Der Schutz des Lebens hat oberste Priorität

In der Corona-Krise bedeutet das vor allem den Schutz älterer und anderer besonders gefährdeter Menschen. Und dieses Prinzip muss auch über Corona hinaus gelten. Schutz des Lebens bedeutet jedoch auch den Schutz des Lebens in der Natur, von Tieren und Pflanzen! Es bedeutet gesunde und natürliche Lebensmittel ohne Antibiotika- und andere chemische Rückstände. Das muss weiterhin oberste Priorität haben, dafür müssen wir Geld in die Hand nehmen, und dafür müssen wir weitsichtig und zügig handeln.
Im Privatleben, in der Wirtschaft, in der Politik – und mit Xäls haben wir einen Anfang gemacht.

 
2.     Anfälligkeit für exogene Schocks

Fast schlagartig war die ganze Welt betroffen: gesundheitlich, wirtschaftlich, kulturell ... für viele existenziell. Auch unsere hiesige Lebensmittelwirtschaft ist betroffen, etwa durch irrationale Hamsterkäufe oder ausbleibende Erntehelfer. Heute ist es der Corona-Virus, morgen vielleicht ein Computer-Virus, der Handelszentralen lahmlegt, oder Wetterextreme irgendwo in der Welt etc.. Durch eigene Handelsstrukturen stärkt Xäls die Resilienz der regionalen Lebensmittelwirtschaft gegenüber externen Einflüssen.
 
 
3.     Solidarität wirkt

Ohne gegenseitige Unterstützung und Rücksichtnahme würden noch mehr Menschen massiv unter der Krise und dem Lockdown leiden. Es ist beachtlich, wie vielfältig und kreativ die vielen Initiativen der strukturellen Hilfe und zwischenmenschlichen Aufmunterung sind. Und wir sehen, wie wichtig sie sind und wie gut sie funktionieren. Das bestätigt uns darin, bewusst auf Solidarität und Zusammenarbeit statt auf Egoismus und Konkurrenz zu setzen.
 
 
4.     Abhängigkeit von ausländischer Produktion

Jetzt sind es Schutzmasken oder Antibiotika, aber schon lange gilt dies auch für Lebensmittel wie Tomaten oder Gurken. Abhängig sind wir nicht, weil das alles bei uns nicht ebenso erzeugt werden könnte. Sondern weil es in anderen Ländern schlicht billiger produziert wird – ob von Näherinnen, die in China und Bangladesch ausgebeutet werden, oder mithilfe von Flüchtlingen, die in ihrer Not in der spanischen Gemüsehochburg Almeria für 3 Euro pro Tag schuften müssen. Wir können und wollen uns in Neckar-Alb-Land nicht vom internationalen Warenaustausch lösen – Kaffee und Bananen gedeihen auf der Alb einfach nicht. Aber wir können zumindest eine gewisse Unabhängigkeit zurück erlangen. Deshalb fördert Xäls regionale Erzeugung, Verarbeitung und Vertrieb. Und als Betriebe wie als Verbraucher*innen zahlen wir faire Preise für gute Lebensmittel aus der Region.
 
 
5.     Leben und Gesundheit kosten Geld

Die Corona-Krise wurde auch dadurch verschärft, weil jahrelang an den falschen Stellen gekürzt und gespart wurde, etwa bei den Pflegekräften. Mit drastischen Maßnahmen wurde nun reagiert, und die wirtschaftlichen Kosten für Betriebe, Selbständige und öffentliche Hand sind noch kaum abzuschätzen. Hunderte Milliarden werden es in Deutschland sein, viele Billionen weltweit. Auch Natur, Umwelt und Klima sind – schon lange – in einer tiefen, existentiellen Krise. Sie ist nicht so offensichtlich, weil Bäume oder Vögel nicht auf Intensivstationen beatmet werden, sondern sie sterben leise und allmählich. Doch diese „Krise“ gefährdet das Leben von zig Millionen Menschen weltweit und wird ebenfalls riesige Mengen an Kapital verschlingen. Und sie wird auch mit härtesten Maßnahmen nicht mehr in den Griff zu kriegen sein, wenn wir noch länger warten. Jetzt müssen wir umsteuern, grundsätzlich, rasch und konsequent. Dafür müssen wir auch Geld in die Hand nehmen, in der Politik wie im privaten Konsum. Da ist jeder Euro eine vorausschauende und nachhaltige Investition in das Leben.
 
 
6.     Das Leben ist verletzlich

Vor 12 Jahren hatte die „Finanzkrise“ unser Wirtschaftssystem in einer Weise herausgefordert und ins Wanken gebracht, die kaum jemand für möglich gehalten hatte. Was haben wir daraus gelernt? Heute ist es ein Virus, der unser Gesundheitssystem, unsere Wirtschaft und Gesellschaft weitgehend lahmlegt. Was werden wir daraus lernen? Schon jetzt zeichnet sich in Deutschland eine erneute Trockenheit ab, die selbst die „Jahrhundert-Dürre“ von 2018 übertreffen könnte. Wann begreifen wir endlich, wie verletzlich Natur und Klima sind? Dass wir sie nicht grenzenlos ausbeuten und traktieren können? Nur: gegen die Klimaüberhitzung hilft kein Impfstoff, und Regen lässt sich auch mit noch so viel Geld nicht kaufen. Wir müssen unsere Lebens- und Wirtschaftsweise überdenken und verändern: global, national, regional und individuell. Zum Schutz der schwachen, der „besonders gefährdeten“ – der Erde.
 
 
7.     Was ist uns wichtig?

Die Corona-Krise hat unser gewohntes Leben unterbrochen. Arbeit, Freizeit, Kultur ... viele Einschränkungen sind schmerzhaft, andere aber auch erhellend. Manches, was selbstverständlich erschien, wird nun als besonders wertvoll erkannt oder erst richtig wahrgenommen. Viele haben etwa den Wert von selbst gekochtem Essen aus gesunden Zutaten wiederentdeckt oder die Freude am Wandern durch duftende Frühlingswiesen und -wälder. Gute und gesunde Lebensmittel sind aber ebenso wenig selbstverständlich wie die Schönheit und Vielfalt der Landschaft vor unserer Haustüre. Man muss etwas dafür tun, muss dafür kämpfen. Jetzt erst recht.
 
 
8.     Vom Einbruch zum Aufbruch

Viel Geld ist nötig, um den Einbruch der Wirtschaft wieder auszugleichen. Man kann mit diesem Geld Fluglinien „retten“ oder sonstwie versuchen, dass möglichst bald „alles wieder beim Alten“ ist. Man kann den Bruch aber auch zu einem Aufbruch nutzen. Ein Aufbruch in die dringend nötige ökologische Wende und ein anderes Wirtschaften zum Wohle aller. Etwa indem finanzielle Förderung an ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien orientiert wird. Indem eine regionale und ökologische Lebensmittelwirtschaft gestärkt wird. Indem Bauern zur Umstellung auf Bio-Erzeugung animiert werden u.a.m..

 
9.     Einsicht macht mobil

Die allermeisten Menschen hierzulande haben verstanden, dass es sich bei der Pandemie um eine ernsthafte Bedrohung für viele Menschen handelt. Sie haben daher die sehr weitreichenden Einschränkungen akzeptiert, mit Verständnis und Rücksichtnahme reagiert. Und viele haben überdies wunderbare Aktivität und Kreativität entwickelt – in der Organisation von Nachbarschaftshilfe oder in Online-Projekten, als freiwillige Helfer oder beim Nähen von Mundschutzen, beim Musizieren über Balkone hinweg und vieles mehr. Wer hätte das vor wenigen Wochen bei uns für möglich gehalten?
Möglich wurde es, weil die Menschen den Ernst der Lage erkannt und eingesehen haben. Dadurch bekamen ihre Aktivität und Kreativität einen tiefen Sinn und hohen Wert. Diese Einsicht fehlt vielfach leider noch hinsichtlich Klimawandel, Umweltbelastung und -zerstörung. Die Probleme sind zwar bekannt, sie betreffen uns alle, aber sie berühren viele nicht. So werden sie verdrängt oder die Verantwortung weggeschoben, sei es auf die Politik, die Landwirte, die Verbraucher oder die nächste Generation. Wir von Xäls wollen auf diese Probleme hinweisen, aber darin nicht stecken bleiben. Wir wollen unsere Verantwortung wahrnehmen, ernstnehmen und, soweit es uns möglich ist, in die eigenen Hände nehmen. Wir wollen die Dringlichkeit der Umwelt- und Klimaprobleme deutlich machen, aber auch konstruktive Konsequenzen aufzeigen und anpacken. Wenn es uns gelingt, dies – beides! – vielen Menschen zu vermitteln, dann können auch hier Tatkraft und Kreativität entstehen, wie wir sie uns heute noch gar nicht vorstellen können.

 
10.    Krisen kennen keine Grenzen

Die Corona-Krise ist global, man kann sie nicht allein mit nationalen oder gar regionalen Maßnahmen besiegen. Und die ärmsten Ländern werden – wieder einmal – am härtesten von der Krise betroffen sein, noch um vieles schlimmer als wir. Beides gilt auch für die „Klima-Krise“. Und beides muss uns mahnen, das Heil nicht in einem egoistischen „Neckar-Alb first!“-Konzept zu suchen, sondern immer auch den Blick über den regionalen Tellerrand hinaus zu richten. Wir können und müssen hier, bei uns, anfangen, aber in aktiver Solidarität mit denen, die in andern Ecken der Welt für dieselben Anliegen streiten. Und dabei um ihr Überleben kämpfen.

 
11.    Reaktion und Aktion

Der plötzlichen und rasanten Ausbreitung des Corona-Virus waren wir mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert, die Politik konnte nur noch Reagieren. Das hat sie gemacht, den einen zu spät und zu lasch, den andern zu früh und zu radikal. In Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes wurde zweifellos zu lange zu lasch oder gar nicht reagiert. In Fragen einer regionalen, ökologischen Lebensmittelwirtschaft hingegen können wir Agieren, nicht nur Re-Agieren. Wir können handeln, proaktiv gestalten, gegensteuern, vorangehen.
Danke, dass Sie Xäls dabei begleiten und unterstützen!!!
 
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