Vortragsabende mit Philipp Stierand "Mehr Regional und Bio in der Außer-Haus-Verpflegung"

Am 08. und 09. November veranstaltete Xäls in der Fischermühle in Rosenfeld und der Westspitze Tübingen Vortragsabende mit Dr. Philipp Stierand zum Thema „Mehr Regional und Bio in der Außer-Haus-Verpflegung“. Im Vortrag ging es darum, wie es Phlipp Stierand mit seinem Team von „Kantine Zukunft in Berlin gelang und bis heute erfolgreich gelingt, leckeres und gleichzeitig gesundes Essen in die Kantinen, Mensen und Großküchen zu bringen – in kürzester Zeit und kostengünstig. 

 Bisher konnte das Pilot-Projekt in Berlin über 70 Kantinen und Mensen im Schnitt auf 60% Bio-Anteil umstellen. Dabei steht vor allem ein Motto im Vordergrund: es muss den Kindern und Erwachsenen gleichermaßen schmecken! Das leckerere Essensangebot gewinnt. 

„Eine Vertriebsstrategie war bislang für die Arbeit in den Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung überflüssig. Die rennen uns die Bude ein“, beteuert Stierand auf die Frage hin, wie das Projekt auf die Küchenleitungen zugeht und ob es schwer ist, an Aufträge zu kommen. Nun ist Berlin ein denkbar ungünstiges Pflaster für die Umsetzung eines solchen Projekts. Die Belieferung der Kantinen dort erfolgt über zentrale Großhändler. Um frische Ware in Bio-Qualität beziehen zu wollen, müsste man Wege bis weit hinter die Stadtgrenze Berlins zurücklegen. 

Philipp Stierand am 09. November in Tübingen

Hier im Süden sind die Strukturen lokaler, die Strecken kürzer und die regionalen Strukturen der Landwirtschaft etablierter als in der Landeshauptstadt. Und doch funktioniert es! Das Thema Bio in der Gemeinschaftsverpflegung ist unabhängig von der Region für die Menschen wichtig. Regionalität und Bio im Essen bedeutet: nachhaltigeres und faireres Wirtschaften vom Acker bis zum Teller sowie, ebenso einfach und essenziell, gesündere Menschen in der Schule oder bei der Arbeit. 

Zudem gibt es von der Bundesregierung eine eindeutige Vorgabe. Bis 2030 muss der Anteil an Bio-Produkten in der Gemeinschaftsverpflegung auf 30 Prozent steigen. Das Thema müsste also allerhöchste politische Priorität haben. Aber die spärlich besuchten Abende machen deutlich, dass die zuständigen Entscheidungsträger momentan nicht interessiert sind. Das Thema hatte trotz des politischen und zeitlichen Drucks auf die Einrichtungen sowie der breitflächigen Einladung kommunaler Entscheidungsträger, keine Sogwirkung. Das öffentliche Interesse liegt, so bekommt man den Eindruck, weit ab von der Frage, wie wir in Zukunft unsere Kinder und schlussendlich uns selbst ernähren wollen – Entscheidungen, die uns mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Zukunft einholen werden.