Stellungnahme zum Artikel im Schwäbischen Tagblatt "Ein Innenstadt-Schlachthof ist nicht zukunftsfähig" vom 04.07.2022
Am Samstag, den 02.Juli 2022, fand auf dem Hofgut Martinsberg bei Rottenburg die Generalversammlung der Xäls eG statt. In den knapp vier Stunden wurde über die zahlreichen Aktivitäten der Genossenschaft berichtet, so unter anderem auch über das Thema Regionaler Schlachthof, da sich die Genossenschaft seit fast zwei Jahren dafür stark engagiert. Die Überschrift und sehr verkürzte Darstellung im Tagblatt-Artikel hat leider einige Irritationen und verstörte Reaktionen ausgelöst, weshalb wir dazu gerne Stellung nehmen möchten.
Im Sommer 2020 wurde die Xäls eG von der Stadt Rottenburg gebeten, sich am Meinungsbildungsprozess im Rahmen eines Schlachthof-Arbeitskreises zu engagieren. Seither waren ein Xäls-Mitglied (und ausgewiesene Expertin) und ich als Xäls-Vorstand – in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat – an diesem Prozess beteiligt. Unsere Einschätzung zum Thema Schlachthof Rottenburg/Regionaler Schlachthof war immer klar formuliert und absolut transparent. Folgende Punkte waren und sind für uns nach wie vor von zentraler Bedeutung:
1. Wir sind überzeugt, dass ein regionaler Schlachthof eine landkreisübergreifende Aufgabe sein muss, zumal angesichts der Schließung der Schlachthöfe Balingen und Metzingen. Nur eine gemeinsame Initiative der Landkreise Tübingen, Reutlingen und Zollern-Alb wäre in der Lage, solch ein Projekt finanziell auf Dauer zu stemmen und eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung zu erzielen.
2. Wir waren von Anfang an der Meinung, dass bei steigender Zahl von Geflügelhaltern in der Region (Mobilställe) eine Möglichkeit geschaffen werden muss, diese auch in der Region schlachten zu können. Deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, eine Geflügelschlachterei zumindest konzeptionell mitzudenken.
3. Wir haben stets darauf hingewiesen, dass wir einen Schlachthof ohne eine angeschlossene Verarbeitungsinfrastruktur wirtschaftlich nicht für zukunftsfähig halten. Angesichts der seit Jahren stark steigenden Nachfrage in der Außer-Haus-Verpflegung (u.a. Kantinen und Mensen in öffentlicher Verwaltung) und der zunehmenden Forderung aus der Bevölkerung, dieses Angebot stärker zu regionalisieren und zu ökologisieren, war es für Xäls eG zwingend, dies zumindest in die Überlegungen mit einzubeziehen.
Bei diesen unserer Ansicht nach äußerst wichtigen Details haben wir, wenn überhaupt, sehr wenig positive Resonanz von den anderen Mitstreiter*innen erfahren. Wir von Xäls haben uns niemals gegen ein regionales Schlachthof-Konzept gestellt und auch nie für den Gärtringer Schlachthof als eine gute Lösung ausgesprochen. Im Gegenteil, wir sind äußerst skeptisch, ob diese „Lösung“ zukunftsfähig ist, sowohl in ökonomischer Hinsicht als auch im Sinne eines zeitgemäßen Tierschutzes und einer regionalen Wertschöpfung. Wir haben uns zwei Jahre lang bemüht und sehr gewünscht, Verbündete in Politik, Gesellschaft und bei unmittelbar Betroffenen zu mobilisieren, um ein tragfähiges, für die ganze Region nützliches Schlachthof-Konzept zu entwickeln. Dies ist uns leider nicht gelungen. Da die oben genannten Aspekte keine Berücksichtigung und Unterstützung in der weiteren Planung fanden, mussten wir uns aus dem aktuellen Prozess zurückziehen. Wir werden uns selbstverständlich aber weiterhin um tierwohlgerechte regionale Schlachtmöglichkeiten bemühen.
Michael Schneider, Vorstand von Xäls eG