Niko Paech: "Ohne regionales Bio keine Zukunft"


Für eine starke Region Neckar Alb

Seit Jahrzehnten ist Paech einer der prominentesten Verfechter der Postwachstumsökonomie. Eine Teildisziplin der Ökonom:Innen, die sich mit den Folgen eines fortwährend auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftssystem beschäftigen. „Vermutlich kann ich Ihnen gar nichts Neues erzählen“ beginnt er im Johanniter Gemeindehaus Rottweil seinen Vortrag. Wohlwissend, dass viele im Publikum den Großteil seiner Bücher und Vorträge kennen - es folgt zustimmendes Lachen. Für die Anwesenden  am 17. Oktober im ev. Gemeindehaus Rottweil ist keine Vorstellung von Niko Paech nötig. 

Sie kennen ihn und die Inhalte seines Schaffens gut. Und dennoch lassen sie sich die Gelegenheit nicht entgehen, denn Paech ist nicht alle Tage in Rottweil. Die Möglichkeit, die eigenen Alltagssorgen wissenschaftlich begründet und humorvoll aufgearbeitet bestätigt oder gar widerlegt zu bekommen, ist hier zusätzlich motivierend. Die Menschen wollen sich in Zeiten von globalen sowie nationalen Krisen, von Hiobsbotschaften und täglich neuen politischen Entscheidungen gegen die eigene Überzeugung auf den Boden der Tatsachen zurückholen zu lassen. Mut macht Niko Paech mit seinen meist düsteren Ergebnissen über die Kernprobleme der Wachstumsgesellschaft nicht. Er bestätigt jedoch mit seiner Art die Menschen in ihrem innersten Antrieb, richtig zu handeln und es vor allem auch weiterhin zu tun. Konsum reduzieren, sich in der Region und Gemeinde engagieren, sei es in einer solidarischen Landwirtschaft oder im Reparaturcafé nebenan. Das alles sind Wege, mit denen auf kleinster Ebene, Funken der Nachhaltigkeit und Resilienz entzündet werden können.

Suffizienz, Subsistenz und Regionalität. Die Abwendung vom Konsum, die Hinwendung zu einer regionalen und standhaften Versorgung sowie eine Fokussierung auf kleine Strukturen sind nach Paech die zentralen Hebel, die es braucht, um eine Region krisensicherer zu machen. „Pluralität“ ist das Stichwort: denn je vielfältiger eine Region im wirtschaftlichen Sinn ist, desto robuster wird sie. Wer sich umgekehrt von globalen Lieferketten abhängig macht, der lässt zu, dass im Falle eines Zusammenbruchs am Ende nichts mehr da ist. 

Die ökologische Lebensmittelwirtschaft ist ein entscheidender Faktor, um eine Region krisensicherer zu machen. Nicht nur die Kreislaufwirtschaft, der schonenderen Ackerbau und die reduzierte Lebensmittelverschwendung macht den ökologische Lebensmittelsektor so wichtig für die Region. Sie hilft, in der Region Arbeitspsplätze zu schaffen und bestehende zu erhalten, sie bringt Akteure entlang der Wertschöpfungskette von Acker bis zum Teller zusammen und sorgt für einen Austausch auf Augenhöhe. Trotzdem gibt es immer mehr Hürden, mit denen die ökologische Lebensmittelwirtschaft zu kämpfen hat. Öko-Dumping, der zunehmende Preisdruck auf Bio-Erzeuger und Einzelhändler durch die Niedrigpreisversprechen der großen Ketten sind nur einige der Gründe, warum die Branche mehr denn je zusammenhalten muss. Der Aufruf des Abends ist also: Gemeinsam statt gegeneinander, Kooperation statt Konkurrenz. 

Wir möchten uns ganz herzlich für diesen augenöffnenden Abend bei Prof. Dr. Niko Paech bedanken, der, wie es typisch für ihn ist, die siebenstündige Anreise aus Braunschweig mittels Bahn und Schienenersatzverkehr auf sich genommen hat. Ebenfalls möchten wir uns bei den Kooperationspartner:Innen vor Ort bedanken sowie bei den zahlreich erschienenen Besucher:Innen im ev. Johanniter Gemeindehaus Rottweil.